Die Ausführungsplanung 2001 bis 2002

Die Quellen der dargestellten Pläne und Photos finden Sie ausführlich in der Dokumentation zur Burg Hohenzollern.

Die Absicht der ECH Entwicklungscompagnie Heiligendamm das Logierhaus Burg Hohenzollern von seinem klassizistischen Umbau zu befreien und auf den ursprünglichen neugotischen Zustand nach Entwurf Demmlers zurückzuführen, bezog sich nur auf das Äußere des Gebäudes.
Ansicht des Originalzustandes der Burg Hohenzollern von Südosten Im Inneren wurde des Bauwerk dem Wunsch nach einer heutigen Hotelnutzung mit einer maximalen Zimmerzahl mit jeweils eigenen Bädern unterworfen. Im Originalzustand waren die ursprünglichen Wohnungen je Geschoß an ein eigenes Treppenhaus gebunden. Insgesamt gab es drei davon.
Eine Querverbindung als zweiten Rettungsweg gab es nicht. Während des Umbaues in den 50er Jahren erhielt die Burg das erste Mal einen Flur, der vom Haupttreppenhaus entlang der kleinen Sanitärräume an der Ostfassade zum Seeflügel lief, dort am Treppenturm abbog und an der Südseite den Ostturm erschloß. Dieser Flur liegt heute direkt an der Ostfassade um für die Suiten eine maximale Tiefe zum Einbau von Bädern zu erreichen.

Der neu errichtete burgfriedartige Turm dient nicht mehr als Treppenhaus und der Aussicht. Er ist heute Serviceaufzug und in seinem über das Dach ragenden Teil leer. Das zweite Treppenhaus inmitten des Landflügels wurde als zentrales Treppenhaus in den Bereich des Ostzimmers der ehemaligen Wohnung 11 verlegt. Im Auge dieser dreiläufigen Treppe entstand der notwendige Personenaufzug - leider als geschlossenen Betonkonstruktion. Erste Entwürfe sahen hier eine leichte Stahl-Glas-Konstruktion vor, die das so optimiert ausgelastete Treppenhaus etwas weiträumiger hätte wirken lassen. Die Ausgänge der Spindeltreppe - zum Teil schon zum Umbau 1950 verschwenkt - wurden nach Westen verlegt um die Suiten im Seeflügel mit dem letzten Teil des Flures zusammenschalten zu können.

Durch die komplette Entkernung bis auf die massiven, tragenden Querwände verschwanden im Kellergeschoß viele gemauerte Stürze selbst in Türen, die nachträglich verschlossen wurden. Die Entkernung bestand aus dem Abbruch der zum Großteil vorhandenen Holzbalkendecken, der leichten Trennwände und zwei Drittels der Ostfassade. Die Mehrzahl der leichten Trennwände waren noch originale Fachwerkkonstruktionen. An keinem anderem Gebäude in Heiligendamm wurden Fassaden abgebrochen. An der Burg Hohenzollern hatten wir uns dazu entschieden, als der Bestand mit den historischen Fassaden übereinandergelegt worden war.
Ansicht des Originalzustandes der Burg Hohenzollern von Südosten Um aus einer vertikal gegliederten "gotischen" Fassade eine liegende klassizistische zu erhalten, hatte man sich beim Umbau - abgesehen vom Entfernen der beiden Türme - genötigt gesehen, diese neue lange Ansicht mit einer neuen Gliederung der Fensteröffnungen zu versehen. Auch an den anderen Fassaden war das Verschieben von Fensteröffnungen zurück zur historischen Lage notwendig.
Oft waren die ursprünglichen Fensterpfeiler und -stürze nach Abschlagen des Putzes im Gebäudeinnern wieder erkennbar.
Zu Beginn war ich auch vom notwendigen Abbruch der Erker ausgegangen. Eine Detaillierung der profilierten Unterseite und des zinnenbekränzten Austrittes oberhalb nach historischem Vorbild bestätigte sie als originale Konstruktionen durch die Abmaße des vorhandenen Rohbaues. Für den Neuaufbau der Brüstungen auf den Erkern wurde die vorhandene Deckenkonstruktion untersucht und auch hier zeigte sich eine Konstruktion mit Stahlträgern aus dem Anfang des 20sten Jahrhundert. Sie konnten für nach DIN angenommene Lasten nicht ertüchtigt werden und bildeten ein bauphysikalisches Problem nach der Wärmeschutzverordnung. Aus diesem Grund wurden auch die während der DDR-Zeit überbauten und damit größtenteils erhaltenen Perrons komplett mit abgebrochen. Ein weiterer Verlust historischer Substanz, da der Aufwand sie oben erwähnten Ansprüchen gerecht einzubinden erheblich gewesen wäre.

Zu Beginn der Planungen war meine Unsicherheit im Entwerfen im neugotischen Stil recht hoch. Während des Studiums hatte ich mich durch verschiedene Seminararbeiten zur Speicherstadt Leipziger Straße Potsdam schon mit den Bauwerken Persius beschäftigt. Nur hatte ich dadurch zwar die Komposition von Baumassen nachvollziehen gelernt, aber mich nie in gestalterischen Feinheiten der verschiedenen damals modischen Stile vertieft. Solange detaillierte Planunterlagen oder Dokumentationen vorgelegen hätten wäre es nicht notwendig geworden, sich den neugotischen Stil "anzueignen". Die unserem Büro HPP Hentrich Petschnigg & Partner KG und damit mir vorliegenden Unterlagen waren für viele Punkte viel zu ungenau. Der einzige originale Plan G.A.Demmlers lag als farbkopiertes DIN A3 Blatt vor (nebenstehender Aufriß ist das obere Drittel dieses Blattes).
Ausschnitt aus einem Originalplan Demmlers Weitere Unterlagen waren in einer DIN A4 Mappe zusammengefaßte Reproduktionen von Photos und Postkarten. Für die Details der Profilierungen des Putzes, der Fenster und Vorsprünge, für die Planung von Zierelementen, Erkern und Balkonen war es daher notwendig sich mit Musterbüchern aus dem vergangenen und vorvergangenen Jahrhundert und mit gebauten Beispielen auseinanderzusetzen.
Erker und Balkone Profilierungen Fenster und Ziertürme
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